Pihlgren ja Ritola

Neben dem altertümlichen Backsteinhaus der Fabrik finden wir ein liebliches Holzhaus, im Stil eines skandinavischen Sommerhauses. Das muss das Bürogebäude sein. Wir treten näher und schauen durch die offene Tür. Der Flur ist mit der Paartiisi-Mustertapete tapeziert. Hier müssen wir richtig sein. Kaum gesagt, schon steht Johanna im Flur und begrüßt uns freundlich. Sie begleitet uns ins Büro, das selbstverständlich stilecht nostalgisch gestaltet ist. Hier treffen wir auch Anna, die wir bereits durch zahlreiche Telefonate kennen. Wir bekommen einen Kaffee und kurz danach kommt Hanna, die Werksleiterin um die Ecke. Freundlich und voller Tatendrang kann sie es kaum erwarten, uns die Fabrik zu zeigen. Wir verlassen das gemütliche Bürogebäude und laufen zum Werk nebenan. Die Tür klemmt und Hanna öffnet sie mit einem gezielten Tritt. „Es ist halt alles alt hier“, sagte sie lachend. Wir treten ein und bekommen große Augen.

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Wir fühlen uns wie nach einem Zeitsprung. In der Halle liegen die Backsteine größtenteils frei. Der Kalk hat sich verabschiedet. Es ist erstaunlich ruhig. Die Druckmaschinen surren leise und langsam vor sich hin. Die vielen Zahnräder sorgen für ein sanftes Grundgeräusch. All diese Maschinen aus Gusseisen haben eine bestechend bezaubernde Steampunk-Optik. Hanna zeigt uns die Manufaktur. Die lange Trockenstraße der endlosen Tapetenbahnen beeindruckt uns. Hier und da ist die Tapete eingerissen. Hanna erklärt uns, dass an diesen Stellen der Druck nicht ganz perfekt ist. Die Tapeten werden auf Länge geschnitten, wenn sie trocken sind und verpackt. Dann kommen sie ins Lager, das uns überrascht. Es ist relativ leer, mit großen Lücken. Hanna erklärt uns, dass die Tapetenproduktion heute nicht so intensiv ist, wie vor 50 Jahren. Damals wurde auf drei Etagen produziert. Heute sind nur noch zwei Maschinen im Einsatz, wobei die ältere weniger eingesetzt wird. Andererseits ist die Nachfrage großer, als erwartet. Viele Rollen wandern gar nicht ins Lager, sondern gehen direkt in den Versand.

Bernd, Anna und Johanna (v.l.)
Tapeten aufrollen

Firmengeschichte

Die Firma Pihlgren ja Ritola produziert seit 1930 am derzeitigen Standort Akaa (Toijala) Tapeten. Die Gründer des Unternehmens waren Fritjof Pihlgren und Matti Ritola.

Anfangs bestand die Originalkollektion aus 18 unterschiedlichen, bereits vorhandenen Tapetenmustern, von denen die Gründer jedes in zwei bis sechs Farbvarianten druckten. Die älteste im Werk eingesetzte Druckmaschine druckte in bis zu vier verschiedenen Farben. Aufgrund der stetig steigenden Nachfrage erweiterte das Unternehmen sowohl die Druckmaschine, als auch das Gebäude. Es entstand ein dreistöckiges Fabrikgebäude, das bis Anfang der 1970er Jahre in dieser Form als Produktionsstätte diente.
Dann entschieden die Gesellschafter, das Werk zu schließen, da sie mit der aufkommenden, moderneren Tiefdrucktechnologie nicht mehr konkurrieren konnten. Sie verpassten schlichtweg den Anschluss. Das Werk stand leer, die Maschinen verstaubten und Pihlgren ja Ritola geriet mehr und mehr in Vergessenheit.

Blick in die erste Tapetenkollektion von Pihlgren ja Ritola

Back to the Roots

Matti Ritolas Enkeltöchter erkannten vor einigen Jahren zunehmendes Interesse an historischem Interieur. Die Schwestern Hanna und Elina entwickelten die waghalsige Idee, der Fabrik mit den alten Maschinen wieder Leben einzuhauchen. Hanna studierte Grafikdesign, Elina schloss ein Wirtschaftsstudium ab. Es war ein echtes Abenteuer. Sie sanierten das Gebäude, soweit notwendig und inspizierten das Vermächtnis. Die größte Herausforderung war es, die alten Maschinen wieder zuverlässig zum Laufen zu bringen. Sie stellten vier Schlosser ein, die diese Arbeit erfolgreich übernahmen. Diese Mitarbeiter gehören seitdem zum Unternehmen. Sie drucken heute die Tapeten und wenn etwas nicht rund läuft, wird es repariert. Sie kennen die Maschinen, wie kein Anderer. Hanna erklärte uns, dass es besonders aufwendig sei, die Maschinen neu zu justieren, wenn eine andere Druckrolle eingelegt wird. Hier gibt es keine Elektronik, keine Hochtechnologie, sondern nur Schrauben, Räder, handwerkliches Geschick und viel Wissen. Die Mitarbeiter mischen alle Farben von Hand, nach Augenschein.
Elina kümmert sich um die betriebswirtschaftlichen Belange und Hanna steuert ihre eigenen Designs bei. Stolz zeigt sie uns ihren Lieblingsentwurf „Pallomeri“. Sie überwacht die Produktion und ist als Betriebsleiterin die gute Seele vor Ort.
Heute sind Pihlgren ja Ritola die einzigen traditionellen Tapetenhersteller, die Tapeten noch in historischer Art und Weise auf Papier produzieren und einer der wenigen in Europa, die Tapeten in Leimdrucktechnik drucken.


Materialien und Oberflächen

Die Tapeten von Pihlgren ja Ritola sind klassische Papiertapeten aus historischer Zeit. Das verwendete Material unterstreicht die konsequente Produktlinie dieser einzigartigen Tapeten. Trotz der kompromisslosen Rohstoffwahl tapeziertst Du die Tapeten mühelos. Das liegt in erster Linie an der hohen Qualität der Fertigung.

Die Vorteile von Papiertapeten

In der Tat haben gängige Vliestapeten Vorteile gegenüber den historischen Papiertapeten. Nicht ohne Grund setzten sich die Vliestapeten in den 1990er Jahren durch und beherrschten schnell den Markt. Dennoch haben Papiertapeten auch Vorteile, wenn auch nur noch als Nischenprodukt.

  • Vor allem sind Papiertapeten umweltschonender, als Vliestapeten. Das gilt sowohl für die Herstellung, als auch für die spätere Entsorgung. Da Papiertapeten aus Altpapier hergestellt werden, kannst Du sie bedenkenlos im Hausmüll entsorgen.
  • Papiertapeten sind atmungsaktiv. Je nach Oberflächenbeschichtung sind Papiertapeten wesentlich atmungsaktiver als Vliestapeten, was das Raumklima positiv beeinflusst.

Konsequent umweltfreundlich

Die Tapeten von Pihlgren ja Ritola sind mit ökologisch einwandfreien Farben gedruckt. Sie erhalten kein Oberflächenfinish, wodurch sie zwar etwas anfälliger gegen äußerliche Einflüsse sind, dennoch sind sie waschbeständig und pflegeleicht. Ein positiver Nebeneffekt: Tapeten mit Kuststoffbeschichtungen laden sich leicht statisch auf. Daher zihen sie kleine Staubpartikel aus der Luft an. Im Laufe der Zeit führt das zu Vergrauung. Tapeten von Pihlgren ja Ritola sind völlig frei von Kunststoffen. Sie bleiben daher länger schön und sauber.

Drucktechnologie

Die Tapeten werden mit einem über 180 Jahre alten Rotationsdruckverfahren gedruckt. Diese
Rotationsdruckmaschinen wurden in Frankreich und Deutschland entwickelt. Das Patent für diese Form der Druckmaschinen wurde 1839 erteilt.
Die im Werk eingesetzte Maschine wurde zuletzt in den 1950er Jahren auf den neusten Stand gebracht. Der Anteil des Handwerks an der Herstellung dieser historischen Tapeten ist sehr hoch und erfordert viel Können und Geschick.
Die historischen Druckrollen sind aus Holz, mit Enden aus Metall und Metallverstärkungen am Druckrelief hergestellt.

Verwendete Druckfarben

Gedruckt werden die Tapeten von Pihlgren ja Ritola mit natürlichen Druckfarben nach historischem Vorbild. Trotzdem sind die verwendeten Leimfarben waschbeständig. Es gibt keine Probleme bei der Verarbeitung der nassen Tapete. Bei traditionellen Tapeten ist die Basis für den Druck Kreidemehl mit Pigmenten und einem Bindemittel auf Zellulosebasis, sogenannten Leimfarben.
Die Mitarbeiter mischen die benötigten Farbtöne eigenhändig. Dies erfordert beachtenswertes handwerkliches Geschick und präzises Arbeiten. Die angemischten Farben werden mit Referenz-Tapetenmustern verglichen, bis die exakten Farbtöne erreicht werden. Jede Anfertigung ist ein Unikat mit sichtbaren handwerklichen Spuren, die uns in Zeiten industrieller, maschineller Massenproduktion mit menschlichem Charme und Können verwöhnen. Bitte nicht falsch verstehen: Es handelt sich lediglich um charmante Unregelmäßigkeiten, die weit davon entfernt sind, Druckfehler, oder minderwertig zu sein. Du bekommst ein Stück Geschichte mit winzigen Unregelmäßigkeiten, wie ein handgemaltes, edles Porzellan.

 

Das finnische Tapetenmuseum

Tags zuvor besuchten wir bereits das finnische Tapetenmuseum von Pihlgren ja Ritola. Hier siehst Du zahlreiche alte Tapetendesigns. Vieles ist Vergangenheit, aber das meiste immer noch aktuell. Kurios, aber diese Ausstellung ist sowohl Museum als auch Showroom. Pihlgren ja Ritola unterhält das wirklich sehenswerte Museum im Ort Toijala. Bestaune die alten Druckwalzen, wie sie heute noch in der Fabrik eingesetzt werden. Du siehst, wie sie in Handarbeit, mit Fingerspitzengefühl und akribischer Genauigkeit gefertigt werden. Die Reliefs auf einem Holzkörper müssen dauerhaft halten, denn sie werden beim Druck stark belastet. Aus diesem Grund rahmen die Konstrukteure die Reliefs mit Kupferbändern ein. Das ist eine langwierige Arbeit. Entsprechend wertvoll sind diese Druckrollen. Sie sind das Kapital.

Künstler und Designer

Die heutige, umfangreiche Kollektion beinhaltet Stilrichtungen verschiedener Epochen. 
Im Laufe der Jahre wuchs die Kollektion von Pihlgren ja Ritola weiter. Heutzutage ist der Fundus der hochkarätigen Muster eine wahre Freude und ein großes kulturelles Erbe. Die vielen unterschiedlichen Motive werden in drei Kollektionen eingeordnet, in eine Designkollekion (Taitelija-mallisto), eine Retro- / Vintage-Kollektion (Retro-mallisto), sowie eine klassische und historische Kollektion (Klassinen-mallisto). Zudem werden die Muster wechselnd in Sonderfarbtönen gedruckt.
In den Anfangsjahren waren der Name oder die Urheberrechte des Designers noch nicht wichtig, sodass Designer(innen) oft übersahen, ihre Designs schützen zu lassen.
Spätestens in den 50er Jahren wurden die Namen der Tapetendesigner und -designerinnen wichtiger. Das finnische Design boomte enorm. Finnisches Design wurde weltberühmt. Finnische Designer erhielten in dieser Zeit internationale Auszeichnungen, was die Tapetenherstellung weiter beflügelte.

Die Tapeten von Pihlgren ja Ritola werden noch von Hand gefertigt. Das macht den speziellen Charakter der Tapeten aus, zieht aber leider auch längere Lieferzeiten mit sich. Es können nur wenige Rollen pro Tag produziert werden. Aus diesem Grund können sich die Lieferzeiten eventuell erheblich verlängern.

Historische Muster aus der Zeit von 1850 bis in die siebziger Jahre

Die Tapeten von Pihlgren ja Ritola sind entgegen den meisten auf dem Markt erhältlichen Tapeten auf Papier gedruckt. Sie werden auf Originalmaschinen aus der Zeit um 1875 bis 1930, mit historischen Druckrollen hergestellt. Erlebe die authentische, historische Anmutung mit Tapeten aus der Zeit Deiner Vorfahren. Durch die historische Produktionsweise sind Pihlgren ja Ritola Tapeten anders, als jene aus industrieller Massenproduktion. Kleine Abweichungen beim Druck, der nicht immer ganz exakt ist, subtile Ungenauigkeiten und kleine Fehlstellen sind ihr spezielles Merkmal. Die Tapeten wirken so lebendiger und sympathischer. Keinesfalls fallen diese charaktervollen Eigenschaften störend auf. Der Rapport (Musteransatz) ist stets passgenau, ohne Versprung oder Ungenauigkeit. Dieser wird während der Produktion stetig kontrolliert. Die Tapeten wirken verspielt und farbstark, manchmal zurücknehmend. Pihlgren ja Ritola ist seit jeher ein hochkarätiger Hersteller und Anlaufpunkt weltweit angesehener finnischer Designer, was den Fundus an erstklassigen Designs insbesondere aus den 1950er Jahren ausmacht. Dadurch, dass der Hersteller die Tapeten in Leimdrucktechnik druckt, haben sie eine spezielle Haptik durch dickere Farbschichten. Tapeten von Pihlgren ja Ritola sind umweltfreundlich und klimaschonend, da sie einerseits ungebleichtes Papier verwenden, andererseits auf Naturfarben setzen. Sie sind atmungsaktiv ohne Kunststoffe, somit vollständig weichmacherfrei. Kaufe Tapeten von Pihlgren ja Ritola, um sowohl die Umwelt zu schonen, als auch ein kostbares kulturelles Erbe zu hüten.

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